Dienstag, 7. November 2023

Die Macht der Golfmonarchien

Es sind die Golfmonarchien, die in den letzten zehn Jahren enorm an Bedeutung und Macht gewonnen. Sie befürchten ganz besonders eine Eskalation des Nahost-Konflikts. Die ehemaligen Machtzentren der arabischen Welt haben sich selbst durch Konflikte, Kriege´und Krisen und Konflikt enorm geschwächt. Staaten wie Ägypten, der Irak oder Syrien haben ihre einstige Vormachtstellung verloren. Nun sind es die Golfmonarchien wie z. B. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar, welche den Ton angeben. Sie sind auch besonders reich an Erdgas und Erdölvorkommen.

In der Golfregion haben sich jene Herrscher etabliert, welche nicht nur besonders ehrgeizige Ziele haben, sondern diese auch sehr kompromisslos umsetzen. Gleichzeitig setzen sie alles daran, um auch global betrachtet in einem positiven Licht zu erstrahlen. Aufgrund der enormen Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas, ist es den Herrschern gelungen ein unglaubliches Wohlfahrtssystem für seine Bürger: innen zu entwickeln. Dazu zählt die kostenlose Gesundheitsversorgung und die Steuerfreiheit. Die Gegenleistung dazu ist die bedingungslose, politische Loyalität.

Das klingt jetzt alles großartig, aber es fließt eben nicht für alle Ewigkeit Milch und Honig. Das Erdöl geht langsam aber sicher zuneige und der Klimawandel führt dazu, dass es zu einem Energiewandel kommt. Die Herrscher der Golfstaaten sind ja nicht dumm und beginnen bereits entsprechend zu handeln. Der Kronprinz von Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman, forciert beispielsweise eine wirtschaftliche Diversifizierung, um damit neue Wirtschaftssektoren zu fördern und Arbeitsplätze für die junge Generation zu schaffen.

Damit wir alle ein Gefühl dafür bekommen, über wie viel Geld bzw. Macht z. B. Saudi-Arabien bereits verfügt, sei folgendes Beispiel erwähnt. Kronprinz Mohammed bin Salman leitet den saudischen Entwicklungsfonds Public Investment Fund (PIF). Dieser hat im Jahr 2022 über ein Vermögen von 776 Mrd. US-Dollar verfügt. Im Vergleich zu 2021 konnte dieser Fond seine Einlagen um 10 % steigern. Innerhalb dieses einen Jahres hat er 25 Unternehmen neu erworben oder Firmenanteile an riesigen Unternehmen erworben. Dazu zählen Facebook, Disney, EA Sports, Boeing oder die Bank of America. PIF zählt heute bereits zu den fünf finanzstärksten Fonds der Welt.

Mohammed bin Salman sieht sich als Architekt eines neuen Saudi-Arabiens. Er will das Land zu einer Drehscheibe des weltweiten Handels, einem äußert lukrativen Investitionsstandort und vor allem aber auch zu einem beliebten Urlaubsziel machen. Einerseits will der Kronprinz eine gesellschaftliche Öffnung seines Landes, andererseits duldet er keinerlei Kritik an seiner Führung. In Saudi-Arabien darf sich jeder unternehmerisch, künstlerisch oder sportlich bestätigen, nur eines darf man dabei eben nicht – das politische System infrage stellen.

In Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat der Aufstieg bereits ungefähr zehn Jahre früher begonnen. Rufen wir uns doch nur in Erinnerung, dass sich Dubai mittlerweile zur Finanz- und Tourismus-Hochburg entwickelt hat. In Katar fand die Fußball-WM 2022 statt und auch wenn es in den westlichen Ländern negative Reaktionen hervorgerufen hat, in seiner Gesamtheit betrachtet, war es für Katar gewinnbringend. Katar ist zwar von seiner Fläche her sehr klein, aber dennoch konnte das Land beweisen, dass es, was die Ausrichtung von internationalen, sportlichen Großereignissen betrifft, locker im Konzert der Großen mitspielen kann. Ja, Katar hat sich auch einen Namen als verlässlicher Gaslieferant gemacht, aber auch als Vermittler in so manchem regionalen Konflikt, konnte man überzeugen.

Aktuelle Beispiele, wo Katar über Verhandlungsqualitäten verfügt, sind z. B. bei der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan geschehen, wo man aufgrund von konzilianten Beziehungen zu den neuen Machthabern es geschafft hat, dass internationale Einsatzkräfte eine Evakuierung vornehmen konnten. Nunmehr verhandelt die katarische Führung zwischen der Hamas und Israel über die Freilassung von Geiseln. Die Hamas besitzt seit einigen Jahren ein Büro in Katar und einer ihrer wichtigsten Anführer, Ismael Haniyya lebt auch in der Hauptstadt Doha. Katar hat sich angeeignet, mit allen Beteiligten zu sprechen und ist deshalb in Krisenfällen beinahe unersetzlich geworden.

Die Macht der Golfmonarchien ist in Gefahr

Der Grund dafür liegt in der aktuell eskalierenden Gewalt im Nahen Osten. Die Herrscher brauchen Stabilität und sind deshalb besonders stark daran interessiert, dass sich der Konflikt zwischen Israel und der Hamas nicht weiter ausbreitet. Einerseits unterstützen die Golfmonarchien Palästina und kritisieren die Israelis in der Öffentlichkeit, doch zum anderen haben die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, ihre Beziehungen zu Israel seit 2020 normalisiert. In den letzten drei Monaten wiederum hat Saudi-Arabien, gemeinsam mit den U.S.A. über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu Israel, nicht nur diskutiert, sondern waren diese Gespräche bereits weit fortgeschritten.

Alles war angerichtet für eine Deeskalation der gesamten Region. Saudi-Arabien und einer seiner ärgsten Feinde, der Iran, haben im März 2023 die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen gestartet. Ganz allgemein wollte man durch die regionale Annäherung aller Golfstaaten dafür sorgen, dass das Investitionsklima verbessert wird. Diese Strategie ist nunmehr in Gefahr und die Golfmonarchien stehen nunmehr vor dem Dilemma, diesen Konflikt schnellstmöglich zu lösen, um ihre eigenen, wirtschaftlichen Interessen nicht gefährdet zu sehen. 

https://ueberfliegernews.blogspot.com/2023/10/meine-zeitung-der-uberflieger.html 

https://ueberfliegernews.blogspot.com/2023/10/finanzielle-unterstutzung_20.html 


 

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