Donnerstag, 26. Oktober 2023

Die Türkei greift Kurdengebiete an

Der Flächenbrand ist bereits jetzt groß genug, dass kaum jemand bemerkt, wie die Türkei bereits seit Wochen, die Infrastruktur, sowie zivile und medizinische Ziel in Nord-Syrien bombardiert. Ja, auch das ist völkerrechtswidrig, interessiert aber derzeit keine Sau. Bisher hat die Türkei in Nord-Syrien 580 Luftangriffe gestartet. Dabei sind laut neuestem Stand, bisher 44 Menschen getötet worden. Es wurden 11 Kraftwerke, 2 Krankenhäuser und 48 Bildungsstätten für insgesamt 8.000 Kinder zerstört.

Außenminister Hakan Fidan hatte im Vorfeld die Angriffe auf die Infrastruktur der PKK angekündigt. Die türkische Meinung ist nämlich der Meinung, dass der Angriff auf das Innenministerium durch PKK-Mitglieder erfolgte, welche aus Nord-Syrien eingereist sind. Zitat Hakan Fidan: „Alle Infrastrukturen und Energieanlagen die der PKK und YPG gehören, sind von nun an legitimierte Ziele unserer Luftstreitkräfte“.

Ja, es ist wahr, dass am 1. Oktober die PKK einen Bombenanschlag auf das türkische Innenministerium in Ankara ausgeführt hat. Bei diesem sind zwei Polizisten verletzt und die beiden Attentäter getötet worden. Einer der Attentäter sprengte sich selbst und der Zweite wurde durch die Polizei getötet.

Ist ein Ende der türkischen Angriffe absehbar?

Ich erinnere daran, dass bereits im vergangenen Jahr die Türkei als Antwort auf den Bombenanschlag in der beliebten und belebten Einkaufsstrasse „Istikal Strasse“, bei welchem sechs Menschen ums Leben kamen, mehr als zwei Wochen lang die Infrastruktur der Region Rojava bombardiert hat.

Die Türkei lässt seit ihrer Gründung nichts unversucht, um die Identität, die Kultur und die Sprache der Kurden zu vernichten.

Zurück zu den aktuellen, türkischen Angriffen in Nord-Syrien. Diese erfolgen ja deshalb, weil die Attentäter angeblich über Nord-Syrien in die Türkei eingereist sind. 

Der Oberkommandierende der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) Mazldum Abdi bestreitet die Vorwürfe aus Ankara wie folgt: „Die Attentäter sind nicht durch unsere Region gereist. Wir sind weder an einen internen Konflikt der Türkei beteiligt, noch unterstützen wir eine Eskalation. Die Türkei sucht lediglich nach Vorwänden, um die Region anzugreifen. Die Zerstörung von Infrastruktur, wirtschaftlichen Ressourcen und bewohnten Städten ist ein Kriegsverbrechen“.(seine Aussage kann man übrigens auf X-Twitter nachlesen). Mazldum Abdi fordert deshalb die internationale Gemeinschaft zum gemeinsamen Handeln auf.

Die türkischen Luftangriffe auf tatsächliche oder vermutliche Stellungen der PKK im Nord-Irak und auch in Nord-Syrien zählen seit einigen Jahren bereits zur Routine.

Ein US-Kampfjet hat übrigens eine bewaffnete, türkische Drohne abgeschossen. Laut Mitteilung der USA hat sich diese Drohne bis auf 500 Meter einem Camp der US-Armee genähert. Wie heikel das alles ist kann man auch daran erkennen, dass die USA und die kurdische YPG-Miliz in Nord-Syrien, seit Jahren, Verbündete im Kampf gegen die IS sind. Nicht vergessen – die Türkei stuft die YPG als Teil der PKK ein. Das ist der USA aber ziemlich egal. Der ehem. US-Präsident Donald Trump hat zwar einen Großteil der US-Truppen abgezogen, aber 900 US-Soldaten befinden sich immer noch vor Ort, um die Ölquellen zu schützen und die YPG im Kampf gegen die IS zu unterstützen.

Es ist halt schon traurig, wie schnell wir alle vergessen, dass wir es vor allem der YPG zu verdanken haben, dass die IS bei ihrem unaufhaltsamen Vormarsch an ihre Grenzen gestoßen ist.

Es wäre schön, wenn man in der NATO und auch vor allem aber in Europa darüber nachdenkt, wie man mit der Türkei unter der Führung von Herrn Erdogan umzugehen hat, denn wegschauen ist garantiert keine sinnvolle Option.





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